Rathausgebäude von Erzhausen

Ansprache der Bürgermeisterin zum
3. Jahrestag des Überfalls auf die Ukraine 


Der Partnerschaftsverein Erzhausen e.V. und die Gemeinde sind regelmäßig mit der Bürgermeisterin von Ivanychi und ihrem Verwaltungsstab im Austausch, und mit diversen Programmen der Bundesregierung konnten gerade jetzt während der Kriegsjahre Generatoren, medizinische Geräte, Schul- und Kitaausstattungen geliefert werden. Wir hatten Ivanychi und anderen Ukrainischen Städten mehrere Besuche abgestattet und die Schönheit des Landes und seine Gastfreundschaft vor dem Krieg genossen. Es ist bedrückend, nun die Sorgen und Nöte zu erleben, die sich durch drei Kriegsjahre ziehen, und immer wieder auch über die Rückführung getöteter Familienangehöriger zu hören. Vor diesem Hintergrund bin ich sehr dankbar, dass der Verein Vergiss-mein-nicht mit seinem Vorsitzenden Markus Bolanger zu dieser Gedenkstunde aufgerufen hat, die durch die evangelische Kirche und Pfarrer Großkopf, den Partnerschaftsverein mit Hubertus Riedl und die Gemeinde unterstützt wurden. Schön, dass so viele Erzhäuserinnen und Erzhäuser gestern zu dieser Mahnwache gekommen sind.  


Liebe Freunde,
Doro hi drusie,
liebe Anwesende,

Wir haben uns heute hier in Erzhausen vor der evangelischen Kirche versammelt, um am Tag der völkerrechtswidrigen Invasion Russlands in der Ukraine unseren Freunden ein Zeichen zu setzen. Wir fühlen mit Euch, in Gedanken sind wir bei Euch. Wir alle gedenken heute auch der Gefallenen der letzten drei Jahre fühlen mit ihren Familien.

Wir wünschen Euch nichts sehnlicher als den Frieden. Wir wünschen Euch, dass Eure Väter, Brüder und Söhne diese schreckliche Zeit überstehen. Dass Eure Familien wieder zusammen sein können und dass Eure Kinder in den Kindergärten und Schulen nicht mehr in die Luftschutzkeller müssen. 

Wir wünschen Euch, dass dieser Frieden ein Frieden in Freiheit sein wird. Dass die Ukraine frei darüber entscheiden kann, welche Staatsform sie haben wird. Wir wüschen Euch, dass Eure Kinder dort leben können, wo sie gerne leben wollen und sich die Zukunft realisieren können, von der sie aktuell träumen.

Vor drei Jahren hörten wir morgens mit Schrecken, dass das Unvorstellbare geschehen war. Was war falsch gelaufen, dass die Staatengemeinschaft diesen brutalen Überfall nicht bereits im Vorfeld verhindern konnte.

Was dann geschah, war sehr besonders. Die Ukrainer kämpften alleine entschlossen für die Unabhängigkeit ihres Landes. Alle waren dabei. Nicht nur das Militär. Zivilisten ließen sich im Eilverfahren an der Waffe ausbilden. Barrieren wurden aus Schienen gebaut. Wo zu wenig Waffen waren, wurde improvisiert.

Die unglaubliche Kraft, der Mut und die Entschlossenheit der Ukrainer hat die ganze Welt überrascht und der Ukraine große Anerkennung verschafft.

Diese Gegenwehr der mutigen Ukrainischen Bevölkerung führte zu einer großen Unterstützungswelle der westlichen Staaten. Leider war diese Welle nie stark und entschlossen genug, um den Krieg schnell und wirksam zu beenden. Die Uneinigkeit und die Unentschlossenheit während der gesamten drei Jahre auf politischer Ebene sind beschämend.

Uns in Erzhausen macht die gesamte Entwicklung während dieser letzten drei Jahre sehr betroffen.

Damit meine ich nicht nur den völkerrechtswidrigen Überfall vor drei Jahren. Ich meine damit auch die Zögerlichkeit, mit der die Ukraine Unterstützung aus dem Ausland bekommt und die zeitliche Länge, die der Krieg inzwischen erreicht hat. Und ich meine damit die unfassbaren Äußerungen, die jetzt aus den USA kommen, wo die Fakten auf den Kopf gestellt werden. Wo Putin, der Angreifer, plötzlich zum Deal-Partner wird und Selenski, der Überfallene, zum Diktator.

Und die Welt stellt fest: Wir müssen das wohl ertragen, denn nur mit den USA scheint es eine Chance zu geben, die Ukraine in einen Frieden zu führen, der für einen großen Teil des Landes unabhängig von Russland sein könnte.

Liebe Freunde in Ivanychi, liebe Freunde in der Ukraine, mit unserem Gedenktag für Euch zeigen wir Euch, dass wir eng an Eurer Seite stehen. Mit den Hilfslieferungen von Vergiss-mein-nicht, mit den Projekten des Partnerschaftsvereins und der Gemeinde und mit gegenseitigen Besuchen halten wir auch in diesen schweren Zeiten unsere Freundschaft aufrecht und lebendig. Und das wird auch in den kommenden Monaten so bleiben.

Wir alle hier in Erzhausen hoffen auf einen baldigen Frieden. Wir wünschen Euch Kraft und dass sich Eure Hoffnung auf eine gute Zukunft und auf einen baldigen Wiederaufbau erfüllt.

 

Slava Ukraine!

Erzhausen, 24. Februar 2025

Claudia Lange
Bürgermeisterin