Ortskundlicher Arbeitskreis
Ortskundlicher Arbeitskreis
Geschichte zum Anfassen und Erinnern
Aktivitäten des Ortskundlichen Arbeitskreises
Erzhausen ist kein Ort, der mit besonderen geschichtlichen Ereignissen und Zeugnissen verbunden wird. Die jüngere Geschichte ist die der kleinen Bauern auf kargen Sandböden, der armen Handwerker ohne Gesellen und der schuftenden Arbeiter auf den Baustellen der wachsenden Großstädte. Die jüngste Geschichte ist die des zunehmenden Wohlstands im Wirtschaftsraum Südhessen.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Einwohnerzahl von Erzhausen mehr als verdreifacht. Das Bild des alten Dorfes hat sich verändert. Viel Reizvolles aus der Vergangenheit wurde beseitigt, viele Erinnerungen sind im Begriff vergessen zu werden und für immer verloren zu gehen. Für die Jüngeren und für kommende Generationen wird das Vergangene dann nicht mehr zu betrachten und in Erzählungen nicht mehr lebendig sein.
Der Ortskundliche Arbeitskreis, eine Gruppe engagierter Alt- und Neubürger, hat sich das Ziel gesetzt die Erinnerung an die Vergangenheit und Altes zu erhalten - denn die Wertschätzung der Gegenwart und die Gestaltung der Zukunft brauchen die Rückschau auf die Vergangenheit.
Diesem Ziel dienen vielfältige Aktivitäten:
- Der Arbeitskreis trifft sich zum ortskundlichen Stammtisch in der historischen alten Schillerschule, Hauptstraße 12, normalerweise an jedem ersten Montag im Monat um 19.30 Uhr. Themenabende wechseln mit der Aufarbeitung der Fotodokumentation und zwanglosen Gesprächen über das Erzhausen von Gestern und das Festmachen der Erinnerung daran. Es ist ein Treffpunkt für Alt- und Neubürger. Ortskundliche Vorträge und Exkursionen ergänzen die Aktivitäten. Terminänderungen und Themenabende sowie aktuelle Informationen entnehmen Sie dem „Erzhäuser Anzeiger“.
- Dauerausstellungen mit Gegenständen zum Anfassen und Ausprobieren in drei Räumen der alten Schule und Sonderausstellungen sollen die Erinnerung an die keineswegs so gute alte Zeit „begreifbar“ machen. „Die romantischste Rumpelkammer im Landkreis“ wird die Sammlung auf dem ehemaligen Dachboden und in einem der Schulsäle mit den knarrenden Holzdielen inzwischen genannt. Die Ausstellung ist zugleich Lernort für die nahegelegene Grundschule und der Hessenwaldschule.
Das Konzept Geschichte zum Anfassen und Erinnern sieht keine festen Öffnungszeiten vor, sondern zwei Aktionstage im Jahr, verbunden mit einem Oster- und einem Weihnachtsmarkt der Hobbykünstler, Vorführungen alten Handwerks und Wechselausstellungen zur Ortsgeschichte. Dort in der ausgestellten Welt von gestern treffen sich Alt- und Neubürger bei Kaffee und Kuchen vom Blech nicht nur zu Gesprächen über die Dorfgeschichte.
Termine sind jeweils der letzte Sonntag vor den Osterferien und das Wochenende des 1. Advent Führungen nach Vereinbarung.
- „Geschichte von unten“ ist ein weiteres Anliegen des Arbeitskreises. Mehrfach haben Zeitzeugen über erlebte Geschichte, insbesondere über Krieg und Nachkriegszeit und über fast ausgestorbene Berufe vor Schülern berichtet.
- Die Erstellung einer Fotodokumentation ist ein weiterer Arbeitsbereich. Das Archiv verfügt inzwischen über mehr als 1000 Repros von alten Fotos und Postkarten, die z.T. in großformatigen Wiedergaben in 25 Bänden eingesehen werden können.
„Erzhausen von 1933-45“, „Kramläden in Alt-Erzhausen“ und „Von der Ernte bis zum Drusch“ , „Traktoren im Eigenbau“ „Die Erzhäuser Apotheke“ waren einige Themen von Fotoausstellungen.
- Die umfangreiche Konfirmandendokumentation umfasst mittlerweile Fotos und viele Namen aller (!) Konfirmandenjahrgänge seit 1900.
- 12 Bauaufnahmen durch Studenten der Technischen Universität und der Fachhochschule Darmstadt dienen der Dokumentation von Gebäuden mit ortskundlicher Bedeutung. Weitere sollen folgen. Aufgenommen wurden u.a. die unter Denkmalschutz stehende evangelische Kirche, der Bahnhof, die Schillerschule und der alte Faselstall. Die Schule und der Faselstall sind die einzigen noch erhaltenen Gebäude in der Gemeinde aus regionalem und früher ortsbildprägendem „rauem Stein“.
- In enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde wurden Veröffentlichungen zur Ortskunde mit zahlreichen Abbildungen und Plänen herausgegeben:
- „Erzhausen im Wandel der Zeiten“, eine Dokumentation der Entwicklung des Ortes vom Mittelalter bis zur Neuzeit von Hans Schmidt.
- „100 Jahre Bahnstation“ dokumentiert die örtliche Bahngeschichte. Neuauflage geplant.
- „Die Hegbachaue“ beschreibt die Natur- und Kulturlandschaft eines schutzwürdigen Naherholungsgebietes.
- „Als die Amis kamen“ enthält Berichte von Erzhäuser Bürgerinnen und Bürgern über die Zeit um 1945.
- „Heimatliches - Reime von Valentin Lotz“, enthält nicht nur Reime von Valentin Lotz, dem Erzhäuser Urgestein, sondern auch Fotos aus dem alten Erzhausen und Federzeichnungen des Langener Künstlers Johannes G. Görg.
- „Die Namen der Gemarkung Erzhausen“, Nachdruck einer Dissertation von Lic. W. Jost, belegt wissenschaftlich die Herkunft fast aller aktuellen und ausgestorbenen Straßen- und Flurnamen.
- Dr.Heinrich Hager, Prinzenerzieher und danach Pfarrer in Erzhausen
Erinnerungen an seine Jahre in Erzhausen (1871-85)
Angeregt vom Ortskundlichen Arbeitskreis und z.T. von der Gemeinde finanziell gefördert wurden mehrere wissenschaftliche Arbeiten:
- Laue, Ute: Der Rotböhl und seine Pflanzenwelt. Floristische und vegetationskundliche Untersuchungen in einem Dünengebiet bei Gräfenhausen (Examensarbeit an der TU Darmstadt, 1980).
- Albrecht, Sabine: Die Gemeinde Erzhausen zu Beginn der Dreißiger Jahre und in der Phase der NS-Machtergreifung (Examensarbeit an der TU Darmstadt, 1988).
- Weber, Otto: Die Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen in der Gemeinde Erzhausen nach dem Zweiten Weltkrieg (Examensarbeit an der TU Darmstadt, 1990).
Weitere wissenschaftliche Arbeiten:
- Jakobi, Willi: Die Düne Hohberge (Untersuchung, 1990).
- Ders.: Untersuchungen über den pH-Wert verschiedener Standorte in der Umgebung von Erzhausen (Untersuchung, 1990)
- Ders.: Untersuchungen über die Bodenacidität verschiedener Standorte (Untersuchung, 1995).
- Das große Familienbuch, von Otto Schumann bearbeitet, enthält auf über 1000 Seiten die Lebensdaten der Vorfahren Erzhäuser Familien.